
Vector-Synthese im ES2 in MainStage
In den folgenden Beispiel-Settings erhältst du praktische Hilfe und Tipps zur Programmierung von Vector-Hüllkurven.
In dem Setting „Vector Start“ werden die Mischungsverhältnisse der drei Oszillatoren mit der Hüllkurve „Vector Envelope“ gesteuert. Für die Oszillatoren ist jeweils eine unterschiedliche Wellenform eingestellt.
In MainStage – wechsle von der Router-Ansicht zur Vector-Ansicht.
In der Basis-Einstellung verfügt die Vector-Hüllkurve über drei Hüllkurvenpunkte. Punkt 1 ist der Startpunkt, Punkt 2 ist der Sustain-Punkt, Punkt 3 ist der Endpunkt, der in der Release-Phase angefahren wird. Wenn du auf die Punkte klickst, kannst du im Triangle beobachten, dass dort das Mischungsverhältnis immer hundertprozentig auf Oszillator 1 eingestellt ist.
Klicke auf Punkt 2 und verschiebe den Zeiger im Triangle in Richtung Oszillator 2. Du hörst jetzt statt des vorherigen Sägezahnklangs (Oszillator 1) eine Rechteckwelle (Oszillator 2).
Aktiviere die Vector-Hüllkurve, indem du den Parameter „Solo Point“ ausschaltest. Solange er eingeschaltet ist, hörst du ausschließlich die für den markierten Punkt ausgewählte Klangeinstellung und keine dynamische Modulation. Nach dem Ausschalten von „Solo Point“ hörst du nun mit jeder ausgelösten Note einen fließenden Übergang von Sägezahn- zu Rechteckwelle.
Verändere die voreingestellte Zeit von 498 ms zwischen den Punkten 1 und 2.
Klicke bei gedrückter Umschalttaste auf den Bereich zwischen den Punkten 1 und 2. Ein neuer Punkt wird hinzugefügt und der bisherige Punkt 2 wird zu Punkt 3. Die vorherige Zeit zwischen Punkt 1 und 2 wird auf die beiden neuen Abschnitte (Punkt 1 und 2, Punkt 2 und 3) verteilt. Die Anteile hängen davon ab, wo der neue Punkt gesetzt wird. Wenn du ihn in der Mitte setzt, findet eine etwa gleiche Aufteilung statt.
Klicke auf den neu erzeugten Punkt 2 und verschiebe nun den zugehörigen Zeiger im Triangle in Richtung Oszillator 2.
Klicke auf Punkt 3 und verschiebe den zugehörigen Zeiger im Triangle in Richtung Oszillator 3. Du hörst jetzt ein Morphing zwischen den drei Oszillatoren, also den Wellenformen Sägezahn, Rechteck und Dreieck am Sustain-Punkt.
Klicke auf Punkt 4 (Endpunkt) und verschiebe den zugehörigen Zeiger im Triangle in Richtung Oszillator 1, wenn er nicht bereits dort steht. Du hörst jetzt, dass der Klang nach Loslassen der Taste zum Sägezahn von Oszillator 1 übergeht.
Das Setting „Vector Envelope“ setzt dort an, wo das Setting „Vector Start“ endete. Es ist also eine einfache Vector-Hüllkurve vorhanden, die aus vier Punkten besteht und bisher ausschließlich das Mischungsverhältnis der Oszillatoren (das Dreieck) moduliert.
Im vorliegenden Fall soll die Vector-Hüllkurve zusätzlich zwei weitere Parameter steuern: die „Cutoff Frequency“ von Filter 2 und „Panorama“. Diese sind als X- und Y-Ziele im Planar Pad voreingestellt. Ihre Intensität beträgt jeweils 0,50.
In MainStage – führe die folgenden Schritte aus:
Aktiviere „Solo Point“, um die Einstellungen für die einzelnen Punkte besser hören zu können.
Klicke auf Punkt 1, um nur die Sägezahnwelle von Oscillator 1 zu hören.
Verschiebe den Zeiger im Planar Pad ganz nach links, was zu einer tiefen Cutoff-Frequenz für Oszillator 2 führt.
Klicke auf Punkt 2, um nur die Rechteckwelle von Oscillator 2 zu hören.
Verschiebe den Zeiger im Planar Pad ganz nach unten, um die Panorama-Position ganz nach rechts zu verschieben.
Klicke auf Punkt 3, um nur die Dreieckwelle von Oscillator 3 zu hören.
Verschiebe den Zeiger im Planar Pad ganz nach oben, um die Panorama-Position ganz nach links zu verschieben.
Aktiviere „Solo Point“. Der von der Vector-Hüllkurve gesteuerte Sound beginnt jetzt mit einer stark gefilterten Sägezahnwelle, die in eine ungefilterte Rechteckwelle übergeht. Der Ton beginnt rechts und endet schließlich bei einer Dreieckwelle auf der linken Seite. Nach Loslassen der Taste erklingt wieder der Sägezahn.
Der Basisklang des Settings „Vector Loop“ (ohne die Vector-Hüllkurve) besteht aus drei Elementen:
Osc 1 = Ein metallisches FM-Spektrum, das von dem im Oszillator 2 eingestellten Wavetable moduliert wird.
Osc 2 = Ineinander übergehende Digiwaves, gesteuert durch den LFO 2, bilden einen so genannten „Wavetable“.
Osc 3 = Ein PWM-Klang, der in dem Modulationstempo aufgrund des Rate-Scalings von LFO 1 ausgewogen ist.
Die sehr unterschiedlichen Klangfarben sollen als Basis für die Vector Loop verwendet werden. „Unison“ und „Analog“ tragen dazu bei, dass der Sound fett und breit klingt.
Eine sehr langsame Forward Loop ist bereits voreingestellt. Diese bewegt sich von Oszillator 3 (Punkt 1, PWM) zu Oszillator 1 (Punkt 2, FM), dann wieder zu Oszillator 3 (Punkt 3, PWM), danach zu Oszillator 2 (Punkt 4, Wavetable) und schließlich erneut zu Oszillator 3 (Punkt 5, PWM). Die Punkte 1 und 5 sind identisch, um so einen Übergang von Punkt 5 zu Punkt 1 in der Forward Loop zu vermeiden. Dieser Übergang ließe sich zwar durch den Parameter „Loop Smooth“ glätten, dies würde sich aber ungünstig bei der späteren rhythmischen Gestaltung auswirken.
Die Abstände zwischen den Punkten der Vector-Hüllkurve wurden im Hinblick darauf auch bereits exakt gleich eingestellt. Bei aktivierter „Loop Rate“ werden die Hüllkurvenzeiten nicht in Millisekunden (ms), sondern in Prozent angegeben. Da vier Zeiten mit einer Länge von je 25 % vorhanden sind, bestehen optimale Voraussetzungen für eine Umwandlung in Notenwerte.
In MainStage – führe die folgenden Schritte aus:
Schalte die Vector-Hüllkurve aus, indem du „Solo Point“ auf „on“ setzt. Höre dir die einzelnen Bestandteile des Klangs zunächst einmal isoliert an.
Nutze die Gelegenheit und ändere die Positionen des Zeigers im Planar Pad nach deinem Geschmack. Die X/Y-Achsen des Planar Pads steuern die Cutoff-Frequenz von Filter 2 und die Panorama-Position. Änderungen an diesen Werten lassen den Sound noch lebendiger wirken.
Aktiviere die Vector-Hüllkurve, indem du „Solo Point“ auf „off“ setzen. Überprüfe das Ergebnis und stelle die Zeigerpositionen im Planar Pad fein ein.
Verändere die Loop Rate vom voreingestellten Wert 0,09 auf 2,00. Du hörst nun eine periodische Modulation wie die eines LFOs. Allerdings ist noch keine Temposynchronisation vorhanden. Um das Loop-Tempo zum Projekttempo zu synchronisieren, bewege den Rate-Drehregler ganz nach links und wähle dort einen Notenwert bzw. eine Taktanzahl.
Du kannst schnellere rhythmische Notenwerte erzeugen, indem du auf den Bereich zwischen zwei Punkten klickst und die Werte (entstehend aus der Rasterung) auf z. B. 12,5 % setzt.
Du weißt vielleicht, dass mit oszillierenden Filtern wunderbare elektronische Kicks erzeugt werden können. Dies funktioniert auch mit dem ES2 hervorragend, insbesondere wenn die Vector-Hüllkurve zur Filtermodulation verwendet wird. Der Vorteil gegenüber den ADSR-Hüllkurven besteht darin, dass zwei voneinander unabhängige Decay-Phasen eingestellt werden können. Der Distortion-Effekt sorgt für den richtigen Druck, ohne dass der Basisklang seinen Charakter verliert.
Hinweis: Damit das Setting auch richtig knallt, muss unbedingt „Flt Reset“ aktiviert sein, da alle Oszillatoren in diesem Setting ausgeschaltet sind und der Filter etwas Zeit braucht, bis er zu schwingen beginnt. „Flt Reset“ speist einen kurzen Impuls bei Notenbeginn in den Filter, sodass er von Anfang an schwingt.
Mithilfe des Basis-Settings „Vector Kick“ wirst du vermutlich für jede Dance-Produktion in kürzester Zeit den passenden Bassdrum-Sound finden.
In MainStage – ändere die folgenden Parameter, um Klangvariationen zu erzeugen:
Flankensteilheiten von Filter 2: 12 dB, 18 dB, 24 dB
Distortion: „Intensity“ und „Soft“ oder „Hard“
Envelope 3 Decay-Zeit: (D)
Vector-Hüllkurvenzeit 1 > 2 (= Preset 9,0 ms)
Vector-Hüllkurvenzeit 2 > 3 (= Preset 303 ms)
Vector Time Scaling
Wie beim Setting „Vector Kick“ verwendet auch hier das Setting „Vector Perc Synth“ die Vector-Hüllkurve zur Steuerung der Filter-Cutoff-Frequenz mit zwei voneinander getrennt einstellbaren Decay-Phasen. Dies wäre mit einer normalen ADSR-Hüllkurve nicht realisierbar.
In MainStage – versuche, mit einer Modifikation dieser Parameter weitere perkussive Synthesizersounds oder Synthesizerbässe zu programmieren:
Vector-Hüllkurvenzeit 1 > 2 (= Decay 1)
Vector-Hüllkurvenzeit 2 > 3 (= Decay 2)
Vector Time Scaling
Punkte 1, 2, und 3 (= Cutoff-Frequenz) im Planar Pad
Wellenformen (andere Wellenformen wählen)