
Programmieren von elektrischen Bässen in Sculpture in MainStage
Dieser Abschnitt ist ausschließlich einem Instrumenttyp vorbehalten: dem elektrischen Bass in allen wichtigen Varianten und Spielarten. Die Beschaffenheit von E-Bässen ist nicht ganz so komplex wie dies bei akustischen Klangkörpern der Fall ist. Dieses Instrument eignet sich deshalb hervorragend für ein Klangprogrammierungs-Tutorial dessen Ziel es ist, Klänge detailgetreu mit Sculpture nachzubilden.
Hinweis: Um die Einstellungen für diese Tutorials im Sculpture-Fenster darzustellen, öffne das Einblendmenü „Settings“ und wählen dort „Tutorial Settings“.
Um mit Sculpture einen Bass mit all seinen Bestandteilen zu bauen, ist es notwendig, den grundsätzlichen, physikalischen Ablauf der Klangerzeugung im Instrument zu verstehen. Der E-Bass verfügt in der Regel über vier Saiten. Die tiefste Saite erklingt für gewöhnlich als E0, dies ist das große E (MIDI-Notennummer 28). Die über dem tiefen E liegenden Saiten sind in Quarten gestimmt, also A, D und G. Natürlich gibt es auch Bässe mit fünf, sechs und mehr Saiten, da Sculpture keine tonale Begrenzung hat, ist dies aber ohne Bedeutung.
Wesentlich wichtiger für die Klangprogrammierung ist der Obertongehalt des Bassklangs, der wesentlich von den Eigenschaften der Saiten abhängt.
Roundwound-Saiten: Hier ist der Stahlkern mit feinem Draht umwickelt, was einen metallisch-drahtigen, sehr obertonreichen Klang ergibt.
Flatwound-Saiten: Bei den Flatwound-Saiten wird die Umwicklung durch Abschleifen geglättet und hat deshalb einen vergleichsweise obertonarmen Klang zur Folge. (Diese Saiten sind heutzutage weniger beliebt.)
Anders als etwa bei Gitarrensaiten ist Struktur und Verarbeitung bei allen Saiten eines Satzes identisch. Eine Kombinationen von umwickelten und nicht umwickelten Saiten gibt es nicht.
Das Verhältnis von Saitenlänge und -spannung hat erheblichen Einfluss auf den Obertongehalt. Abgesehen von Bässen mit verschiedener Mensur (= schwingende Saitenlänge) spielt die gegriffene Lage eine wichtige Rolle. So klingt etwa das kleine D, wenn man es auf dem zehnten Bund der tiefen E-Saite greift, viel dumpfer als die gleiche Tonhöhe auf der Leersaite D.
Die Anzahl der Bünde variiert von Bass zu Bass und hängt von der Mensur ab. Allerdings brauchst du dich um Tonhöhen oberhalb des eingestrichenen C nicht zu kümmern. Im Gegenteil, die eigentliche Funktionalität dieses Instruments spielt sich vorwiegend in den beiden untersten Oktaven ab, also von E0 bis E2.
Erwähnt werden soll auch der bundlose E-Bass (Fretless). Er ist wie alle Instrumente dieser Gattung frei intonierbar und hat einen eigenständigen Klang. Siehe Programmieren eines Fretless-Bass-Sounds in Sculpture.
Es gibt drei Spieltechniken, mit denen wir uns auseinandersetzen werden:
Fingered: Die Saiten werden abwechselnd mit Zeige- und Mittelfinger angeschlagen.
Picked: Die Saiten werden mit einem Plektrum (englischer Name: Pick) angeschlagen. Siehe Programmieren eines mit Plektrum gespielten Bass-Sounds in Sculpture.
Thumbed/Slapped: Hier werden die Saiten entweder mit dem Daumen auf dem Griffbrett angeschlagen oder mit den Fingern angerissen. Siehe Programmieren eines Slap-Bass-Sounds in Sculpture.
Die Schwingung der Saiten wird durch elektromagnetische Tonabnehmer abgegriffen. Dabei beeinflusst der Stahlkern der Saiten durch seine Schwingung das magnetische Feld. Die Tonabnehmer befinden sich fast immer verhältnismäßig weit außen in Richtung des Stegs und der Saitenaufhängung. Bei E-Bässen gibt es diverse Tonabnehmer-Konzepte, häufig werden zwei oder mehr Tonabnehmer kombiniert. Auch wenn diese Punkte an dieser Stelle nicht im Detail berücksichtigt werden können, gibt es dennoch eine Faustregel: Je weiter man einen Tonabnehmer in Richtung Saitenmitte rückt, desto bassreicher und hohler wird der Klang. Je weiter man den Tonabnehmer Richtung Saitenende verschiebt, desto dichter wird der Obertongehalt. Der Klang wird also mittiger oder knurriger und somit auch bassärmer. Wird der Tonabnehmer extrem weit an das Ende der Saiten verschoben, wird der Klang sehr dünn. Hier ergeben sich auch Parallelen zur Anschlagsposition von echten Saiten: Werden die Saiten mehr in Richtung Mitte angeschlagen, bewirkt dies einen weichen und bisweilen wuchtigen Klang mit geringer harmonischer Dichte (Obertöne). Hinten am Steg angeschlagen wird der Klang knurrend, nasal und obertonreicher.
Nun zu Korpus und Resonanzverhalten: Fast alle E-Bässe haben einen durch einen Stahlstab verstärkten Hals und einen Korpus aus massivem Holz. Diese Konstruktion erlaubt ein relativ ungestörtes Ausschwingen der Saiten (Sustain), gibt aber kaum direkten Schall ab. Den eigentlichen Sound machen die Tonabnehmer und die Verstärker/Lautsprechersysteme aus.
Die Wechselwirkungen zwischen Korpus, Saiten und Schalleinwirkungen von außen sind also weit weniger komplex als bei akustischen Instrumenten.
Die Schwingung der Saiten wird naturgemäß durch einige Faktoren gestört: Der Bewegungsradius der Saite (der Schwingungsbauch) wird durch den linken Steg bzw. den ersten Bund, auf dem sie aufliegt, sowie die darauffolgenden Bünde beeinträchtigt. Dies kann von einer unterschwelligen Obertonentwicklung über leichtes Sirren bis hin zu starkem Schnarren führen.
Weiterhin dämpfen Faktoren wie etwa das Materialverhalten von Saiten und Instrument sowie die Weichheit der Fingerkuppen das Ausklingen der Saiten.