Korrigieren der Farbe von ProRes RAW in Final Cut Pro
Apple ProRes RAW ermöglicht die Verwendung der vom Kamerasensor aufgenommenen Rohdaten in Final Cut Pro. Da ProRes RAW den vollen von der Kamera aufgenommenen Dynamikbereich und Farbgamut beibehält, ist dies das ideale Format zum Erstellen und Korrigieren der Farbe von Inhalten mit weitem Dynamikbereich (High-Dynamic-Range, HDR) und breitem Gamut. Wenn du SDR-Inhalte (Standard Dynamic Range) wie HD-Videos (Rec. 709) erstellen willst, muss der HDR-Bereich einer ProRes RAW-Mediendatei auf einen Dynamikbereich begrenzt sein, der auf einem SDR-Bildschirm wiedergegeben werden kann. Dieser Prozess wird als Tone Mapping bezeichnet.
Die meisten professionellen Kameras unterstützen heutzutage die Aufnahme in einem Log-Format. Durch die Verwendung des Log-Formats kann ein höherer Dynamikbereich von Lichtebenen dargestellt werden. Da viele Farbkorrekturarbeitsabläufe auf der Verwendung von Log-Videodaten basieren, kann Final Cut Pro eine Einstellung zur Log-Konvertierung auf ProRes RAW-Mediendateien beim Importieren automatisch anwenden. Du kannst auch eine eigene Einstellung zur Log-Konvertierung anwenden, indem du einen LUT-Effekt (Lookup-Tabelle) verwendest. Weitere Informationen zu LUTs und zur Log-Konvertierung findest du unter Anwenden von LUTs in Final Cut Pro.
Es gibt drei Möglichkeiten, die Farbe in ProRes RAW-Videos in Final Cut Pro zu korrigieren:
Log-Konvertierung mit integrierten Kamera-LUTs verwenden: Verwenden die automatische Log-Konvertierung, die von Final Cut Pro angewendet wird, um die Farbe in ProRes RAW-Videos so zu korrigieren, als handele es sich um SDR-Videos. Wenn du die Farbverarbeitung der Mediathek auf „Breiter Gamut HDR“ einstellst, kannst du so mit ProRes RAW-Videos arbeiten, als handele es sich um HDR-Videomaterial.
Log-Konvertierung mit eigenen LUT-Effekten verwenden: Verwende einen eigenen LUT-Effekt (statt einer integrierten Kamera-LUT), um eine Log-Konvertierung auf ProRes RAW-Video anzuwenden. Auf diese Weise kannst du die Farbe wie bei einem Log-Video korrigieren.
Farbe direkt ohne LUTs korrigieren: Deaktiviere die automatische Log-Konvertierung. Hierdurch kannst du die Farbe von ProRes RAW-Video als HDR-Video korrigieren, egal, ob die Farbverarbeitung der Mediathek auf „Standard“ oder „Breiter Gamut HDR“ eingestellt ist.
Weitere Informationen findest du unter Apple ProRes RAW.
Log-Konvertierung mit integrierten Kamera-LUTs verwenden
Mit angewendeter Einstellung „RAW-zu-Log-Konvertierung“ verhalten sich ProRes RAW-Dateien wie konventionelle Log-Videodateien und können auch wie diese bearbeitet werden. Da ProRes RAW-Dateien Metadaten enthalten, die den Kamerahersteller identifizieren, kann Final Cut Pro die korrekte Log-Funktion (z. B: Canon Log 2, Panasonic V-Log oder Sony S-Log3) beim Importieren anwenden.
Du kannst die Einstellung „RAW-zu-Log-Konvertierung“ in der Darstellung „Allgemein“, „Erweitert“ oder „Einstellungen“ des Informationsfensters „Info“ manuell anpassen.
Wähle in Final Cut Pro einen oder mehrere Videoclips aus, die mit der ProRes RAW aufgenommen wurden.
Wird das Informationsfenster „Info“ noch nicht angezeigt, wähle „Fenster“ > „Im Arbeitsbereich anzeigen“ > „Informationen“ und klicke oben auf die Taste „Info“.
Klicke auf das Einblendmenü „Metadaten-Ansicht“ unten links und wähle „Allgemein“, „Erweitert“ oder „Einstellungen“.
Öffne das Einblendmenü „RAW-zu-Log-Konvertierung“ und wähle eine Option aus.
Wie bei allen Videoaufnahmen mit Log-Codierung wendet Final Cut Pro automatisch die Einstellung „Kamera-LUT“ auf Metadaten in der Datei an, die den Kamerahersteller identifiziert. Du kannst die Einstellung „Kamera-LUT“ im Informationsfenster „Info“ anzeigen.
Zum Ändern der Einstellung für die Farbverarbeitung der Mediathek, sodass der volle Dynamikbereich des Originalvideos im Arbeitsfarbraum verfügbar ist, wähle die Mediathek in der Seitenleiste „Mediatheken“ aus. Wähle dann „Ablage“ > „Mediathekseigenschaften“ und klicke auf die Taste „Ändern“ oben im Informationsfenster.
Wähle „Breiter Gamut HDR“:
Ist die Farbverarbeitung auf „Breiter Gamut HDR“ eingestellt, wendet die integrierte Kamera-LUT kein Tone Mapping an und behält den vollen Dynamikbereich für Farbkorrektur und Effekte bei.
Log-Konvertierung mit eigenen LUT-Effekten verwenden
Du kannst einen eigenen LUT-Effekt (statt einer integrierten Kamera-LUT) verwenden, um die Farbe in ProRes RAW-Videos wie bei einem Log-Video zu korrigieren.
Der LUT-Effekt stellt die Konvertierung vom Log- zum Ausgabefarbraum bereit. Du kannst LUT-Effekte von vielen Quellen kaufen und laden oder mithilfe von kostengünstiger Software oder Plug-Ins zur Farbkorrektur selbst erstellen. Du kannst zum Importieren und Anwenden von LUT-Effekten den Effekt „Eigene LUT“ in der Effektübersicht von Final Cut Pro verwenden.
Wähle in Final Cut Pro einen oder mehrere Videoclips aus, die mit der ProRes RAW aufgenommen wurden.
Wird das Informationsfenster „Info“ noch nicht angezeigt, wähle „Fenster“ > „Im Arbeitsbereich anzeigen“ > „Informationen“ und klicke oben auf die Taste „Info“.
Klicke auf das Einblendmenü „Metadaten-Ansicht“ unten links und wähle „Allgemein“, „Erweitert“ oder „Einstellungen“.
Öffne das Einblendmenü „Kamera-LUT“ und wähle „Ohne“ aus.
Ist die Option „Kamera-LUT“ auf „Ohne“ gesetzt, wirken sich die Werkzeuge zur Farbkorrektur (wie Farbräder und Farbkurven) und andere Effekte auf die Werte mit Log-Codierung aus. Auf die Quelle wird kein Tone Mapping angewendet und es geht kein Dynamikbereich verloren.
Wende die Farbkorrektur und andere Videoeffekte an.
Wähle zum Öffnen der Effektübersicht „Fenster“ > „Im Arbeitsbereich anzeigen“ > „Effekte“.
Wähle links eine Farbkategorie aus und doppelklicke dann auf „Eigene LUT“, um den Effekt auf den ausgewählten Clip anzuwenden.
Wird das Informationsfenster „Video“ noch nicht angezeigt, wähle „Fenster“ > „Im Arbeitsbereich anzeigen“ > „Informationen“ und klicke oben auf die Taste „Video“.
Klicke im Bereich „Eigene LUT“ des Informationsfensters „Video“ auf das Einblendmenü „LUT“ und wähle „Eigene LUT auswählen“ aus.
Hinweis: Wenn du zuvor einen LUT-Effekt importiert hast, kannst du „Zuletzt benutzt“ wählen und danach eine Auswahl in einer Liste der zuletzt verwendeten LUT-Effekte treffen.
Navigiere im angezeigten Fenster zur LUT-Datei, die du importieren möchtest, und wähle sie aus.
Klicke auf „Öffnen“.
Der importierte LUT-Effekt wird als ausgewählte LUT oben im Bereich „Eigene LUT“ angezeigt.
Klicke auf das Einblendmenü „Eingabe“ und wähle den Farbraum, aus dem der LUT-Effekt konvertiert wird.
Klicke auf das Einblendmenü „Ausgabe“ und wähle den Farbraum, in den der LUT-Effekt konvertiert wird.
Hinweis: Stelle sicher, dass der Effekt „Eigene LUT“ der letzte Effekt in der Effektliste ist. Ist das nicht der Fall, kannst du den Effekt einfach in der Liste nach unten bewegen.
Farbe direkt ohne LUTs korrigieren
Du kannst die Farbe von ProRes RAW-Videos als HDR-Video unabhängig von der Einstellung für die Farbverarbeitung der Mediathek korrigieren. Hierzu änderst du die Einstellungen für „RAW-zu-Log-Konvertierung“ und „Kamera-LUT“ auf „Ohne“.
Wähle in Final Cut Pro einen oder mehrere Videoclips aus, die mit der ProRes RAW aufgenommen wurden.
Wird das Informationsfenster „Info“ noch nicht angezeigt, wähle „Fenster“ > „Im Arbeitsbereich anzeigen“ > „Informationen“ und klicke oben auf die Taste „Info“.
Klicke auf das Einblendmenü „Metadaten-Ansicht“ unten links und wähle „Allgemein“, „Erweitert“ oder „Einstellungen“.
Klicke auf das Einblendmenü „RAW-zu-Log-Konvertierung“ und wähle „Ohne“. Klicke auf das Einblendmenü „Kamera-LUT“ und wähle „Ohne“.
Auf die Quelle wird kein Tone Mapping angewendet und der volle Dynamikbereich ist im Arbeitsbereich und auch in auf „Standard“ eingestellten Mediatheken verfügbar. Obwohl die Lichter anfänglich leicht ausgewaschen aussehen können, kannst du dies mithilfe der Werkzeuge für die Farbkorrektur wie Farbräder und Farbkurven korrigieren.