Einführung in den breiten Farbgamut und HDR in Compressor
Kein Aufnahme- oder Wiedergabegerät ist in der Lage, das volle Farbspektrum und alle Helligkeitsstufen zu erfassen und wiederzugeben, die für das menschliche Auge wahrnehmbar sind. Folglich können Aufnahme- oder Wiedergabegeräte nur einen Teil der Farben und Leuchtkraftnuancen aufnehmen, bearbeiten, darstellen oder ausgeben. Dieser Bereich reproduzierbarer Farben wird als Farbraum oder Farbgamut eines Geräts bezeichnet. Weitere Informationen findest du unter HDR and Wide Color Gamut in Final Cut Pro.
Standard-Gamut vs. breiter Farbgamut
Herkömmliche Computermonitore und HDTV-Geräte unterstützen einen eingeschränkten Farbraum, der auf dem alten Industriestandard Rec. 709 basiert. Rec. 709-Geräte (und für diese erstellte Videoinhalte) verfügen über einen Standard-Farbgamut, der eingeschränkten Farbpalette, die in HDTV-Fernsehsendungen, auf DVD oder Blu-ray Disc angezeigt werden.
Eine der neueren Display-Generationen – einschließlich 4K-Fernsehgeräten und Computerdisplays, neueren Mac-, iOS- und iPadOS-Geräten und Apple TV 4K – kann eine wesentlich breitere Farbpalette rendern. Diese Geräte mit breitem Farbgamut stellen lebendigere und realistischere Farbtöne dar (zusätzlich zu all den Farbtönen, die auf Geräten mit Standardgamut angezeigt werden können). Infolgedessen hat die Videoindustrie einen breiteren Farbgamut als Standard übernommen, der Rec. 2020 heißt. Obwohl die meisten derzeit verfügbaren Geräte mit breitem Gamut nur einen Teilbereich der Farben unterstützen, die in der vollständigen Rec.2020-Spezifikation enthalten sind, sollten künftige Bildeingabegeräte ebenfalls in der Lage sein, immer mehr dieser Farbtöne zu rendern.
HDR (High Dynamic Range)
Außerdem können neuere Bildeingabegeräte zusätzliche Helligkeitsstufen in jeder Farbkomponente (rot, grün und blau) auf eine Weise darstellen, die der Kontrastwahrnehmung des menschlichen Auges sehr nahe kommt. Diese HDR-Displays (High-Dynamic-Range) haben einen viel größeren Luminanzbereich und verarbeiten Videos in der Regel mit 10 Bit pro Farbkomponente anstatt mit 8 Bit. Dank des größeren Luminanzbereichs und der zusätzlichen Farbdaten erlauben HDR-Displays präzisere Schritte vom minimalen bis zum maximalen Helligkeitswert in jeder Farbe, erzielen so realistischere Farbübergänge und stellen Schatten und Spitzlichter detailreicher dar. Mit Compressor kannst du auf einem unterstützten Display HDR-Videos im Vorschaufenster anzeigen.
Geräte, die Farbe mit breitem Gamut mit 10-Bit-HDR-Fähigkeit kombinieren, können lebendige Farbtöne mit nuancenreichen Schatten erzeugen. Hierdurch wirkt ein Bild lebendiger, direkter; und detailreicher, gleichzeitig werden Bildfehler wie „Linienbildung“ in Verläufen verringert (häufig sichtbar in Bildern vom Himmel bei Übergängen von helleren zu dunkleren Bereichen).
Verschiedene Anbieter von Streaming-Inhalten bieten HDR-Video mit breitem Farbraum an, darunter iTunes Store, Netflix und Amazon Video. Das Ultra HD Blu-ray Disc-Format unterstützt auch HDR-Video mit breitem Farbraum.
Breiter Farbgamut und HDR in Compressor
Wenn du eine Videodatei für die Umcodierung zu Compressor hinzufügst, identifiziert die App den nativen Farbraum des Quellenvideos (und zeigt ein SDR- oder HDR-Badge im Informationsfenster „Auftrag“ an). Nachdem du eine Umcodierungseinstellung auf die Quellendatei angewendet hast, kannst du den Farbraum in der ausgegebenen Datei ändern. Abhängig von den angewendeten Umcodierungseinstellungen bietet Compressor verschiedene gängige Farbraumoptionen, vom Standardgamut über den breiten Gamut bis hin zu HDR mit breitem Gamut. Weitere Details findest du unter Ändern des Videofarbraums in Compressor.
Die Umcodierung eines Videos mit Standardgamut in einen Farbraum mit breitem Gamut verbessert das Erscheinungsbild des Videos nicht. Das Ausgabevideo sieht genau wie das Original aus, da der Farbraum mit breitem Gamut ein Teilbereich des Farbraums mit Standardgamut ist und die Farben nicht geändert werden. Ähnlich wird das Erscheinungsbild eines Videos durch Umcodieren von 8-Bit-Video in 10-Bit-HDR-Video nicht verändert, da Compressor Auflösungen nicht nachträglich verbessern kann.
Das Umcodieren eines Videos mit breitem Gamut in einen Farbraum mit Standardgamut resultiert möglicherweise in einem flacheren, grauen Bild (da die Farben des breiten Gamut ignoriert werden.) Die Umcodierung von 10-Bit-Video in 8-Bit-Farbe resultiert in einer niedrigen Auflösung und möglicher Streifenbildung in Bereichen des Bildes mit Farbverläufen.